Tiefer als Vertrauen
Die eine nonduale spirituelle Wirklichkeit ist die Realität der Existenz. Sie ist kein existenzielles Objekt der Erfahrung, sie ist das Wesen von allem. Auf eine ungetrennte Weise ist sie in allem. Im Menschen ist diese Wirklichkeit, und der Mensch ist diese Wirklichkeit. Das, was dieser Wirklichkeit entspricht, ist das Erleben und Sein durch alles, was du bist. Es ist das Sein dieser Wirklichkeit und es ist nur diese eine Wirklichkeit, die genau das ist, was du bist. Das, was dann als Erlebensqualität freigelegt wird, ist tiefer als Vertrauen, tiefer, weil diese Qualität so offensichtlich ist, sie ist untrennbar von dem was du bist, sie ist allumfassend und sie ist im Wesen dieser Wirklichkeit.
Nichts grenzt dieses ausgeweitete Sein ein.
In dem Wesen dieser Wirklichkeit sind viele weitere Qualitäten des Erlebens gegeben: unbeschreibliche Geborgenheit, Zuversicht, die Fähigkeit, vorbehaltlos zu lieben, auch das Empfinden von Liebe, die dir gegeben ist, die im Raum ist, das Sein – Können ohne irgendeine Eingrenzung. Nichts grenzt dieses ausgeweitete Sein ein. Das Wesen dieser Wirklichkeit, die solche Qualitäten in sich trägt – wenn dieses Wesen empfunden wird, ist das noch mehr als diese Qualitäten, die in ihm sind. Es wird dann feiner in der Empfindung, noch feiner als bis dahin, bevor dieses Wesen empfunden wurde. Diese Feinheit ist etwas Unfassbares, etwas, was scheinbar in der Weite dahinschwindet und doch nicht ganz verschwinden kann. Wenn du sie auf diese Weise empfindest, stellst du fest, dass die Präsenz dieser Wirklichkeit zunimmt. Sie schwindet anscheinend und gleichzeitig nimmt sie zu. Das ist ihr unfassbares Wesen, ihre unbegrenzte Präsenz, die von dem was du bist, ungetrennt ist. Genau das, was du bist, ist diese Präsenz.
Die unmittelbare, nonduale spirituelle Erlebenstiefe ist die Quelle der sich verfeinernden Menschlichkeit. Darin liegt die Quelle der Menschlichkeit aus der Spiritualität. Der Mensch verfeinert sich. Ist das menschliche Kollektiv in der Bewegung fernab von der Spiritualität, nimmt es die Züge des Verlustes der Feinheit der Menschlichkeit an. Die spirituelle Tiefe ist die Quelle der Menschlichkeit. Der Mensch wird feiner werden. Und wenn der Mensch feiner ist, ist er fähiger, auf diese feine menschliche Weise seine Mitwelt zu gestalten und den Menschen zu begegnen. Das ist die Kraft der Spiritualität, die die Menschen wieder befähigt, die Sehnsüchte in Bezug auf die menschliche Welt jeweils selbst aus eigener Kraft und gemeinsam realisieren zu können. Dass das menschliche Leben auch menschlicher sein könnte – auch diese Sehnsucht ist im Menschen.